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Digitale Barrierefreiheit - was bedeutet das eigentlich?

Am 3. Dezember jährt sich der internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Der Tag dient als weltweiter Gedenk- und Aktionstag und soll sich den Belangen und Problemen behinderter Menschen widmen und diese öffentlich machen. Weiterhin sollen Veranstaltungen organisiert werden, bei denen Menschen mit Behinderungen und ihre Bedürfnisse für eine nachhaltige Lebensgrundlage im Mittelpunkt stehen. Die Beiträge Behinderter für die Gesellschaft sollen gefeiert und die Umsetzung internationaler Normen und Standards gefördert werden.

 

Mit der Digitalisierung und dem damit verbundenen Durchdringen von Webanwendungen und Apps in alle Lebensbereiche, gilt es auch die Online-Welt in diese Belange einzubeziehen. Jeder, der selber einmal für einen kurzen Zeitraum eingeschränkt ist, kann gewisse Grenzen in der Online-Welt selbst erfahren – und somit einen Eindruck sammeln, was viele Menschen mit Behinderung täglich erleben.

 

Doch was bedeutet digitale Barrierefreiheit? Und welche Tendenzen zeichnen sich in diesem Gebiet ab? Annett Farnetani der mindscreen GmbH, Digitalagentur und Experten für digitale Barrierefreiheit, erzählt uns im Interview mehr über das Thema und dessen heutige Relevanz. 

Was macht mindscreen?

mindscreen ist eine Digitalagentur, die auf Barrierefreiheit spezialisiert ist. Wir setzen barrierefreie Websites und Webanwendungen um, von der Konzeption und Gestaltung über die Programmierung bis zur Betreuung nach dem Onlinegang. Als zweites Standbein beraten, schulen und testen wir zu digitaler Barrierefreiheit und helfen so auch anderen Teams, ihre barrierefreien Projekte umzusetzen. Seit diesem Jahr bieten wir auch eigene Software zum manuellen und automatisierten Testen auf Barrierefreiheit an.

Seit wann gibt es mindscreen? Woher kam die Idee zu mindscreen genau?

Die Begeisterung und das Interesse für das damals noch recht neue Internet-Thema führte 1999 zu dem Entschluss, mindscreen zu gründen. Die ersten Projekte entstanden anfangs für andere Agenturen, um neben dem Studium Geld zu verdienen. Im Laufe der Zeit konnten wir dann eigene Kunden gewinnen.

Wieso wurde genau dieser Name gewählt/ was bedeutet er?

Wie so oft ist es mehr oder weniger Zufall. Einer der Gründer stieß auf diesen Begriff aus der Filmwissenschaft. mindscreen kann mit „Innere Leinwand“ übersetzt werden. Der Begriff schien ausreichend konkret und gleichzeitig offen für eine Agentur, die Ideen digital umsetzt und sich gleichzeitig neuen Anforderungen anpasst.

Wie sähe eine ideale barrierefreie Online-Welt aus? Wo besteht deiner Meinung nach der meiste Bedarf an Verbesserung?

Diese Frage sollte am besten Personen gestellt werden, die Barrieren im Netz erfahren. Für uns als Spezialisten für digitale Barrierefreiheit wäre eine ideale barrierefreie Online-Welt eine, in der Barrierefreiheit von Anfang an im Projekt mitgedacht wird.

Die zuständigen Personen sollten das Wissen zu digitaler Barrierefreiheit haben, zum Beispiel dadurch, dass digitale Barrierefreiheit in Ausbildungen grundsätzlicher Bestandteil ist.

Das ist auch gleichzeitig eine der Stellen, an der wir den größten Bedarf sehen. Das Wissen zu digitaler Barrierefreiheit muss stärker verankert werden. Wichtig wäre es auch, die Auftraggebenden zu befähigen, bewusste Entscheidungen zu treffen.

 

Die Kombination von Barrierefreiheit und Usability (Gebrauchstauglichkeit) sollte als Qualitätsmerkmal für Projekte gesehen werden. 

Sehen Sie (auch rechtliche) Tendenz in Richtung Barrierefreiheit auf Websites? Wenn ja, wodurch wird sie deutlich?

In Deutschland gibt es eine Bewegung hin zu barrierefreien Projekten. Wir merken es anhand der Anfragen, die mehr und unterschiedlicher werden und gleichzeitig unsere Expertise immer früher und langfristiger in Projekte einbinden.

So werden wir bereits in den Konzeptions- und Designphasen ins Team geholt oder steuern und planen gesamte Projekte, die digitale Barrierefreiheit immer als Bezugspunkt haben und gleichzeitig klassische Digitalisierungsprojekte sind. Des Weiteren sehen wir die Entwicklung auch daran, dass sich immer mehr Dienstleistungsunternehmen des Themas annehmen.

 

Diese Bewegung hin zu mehr barrierefreien Webprojekten kommt einerseits durch die rechtlichen Anforderungen. Mit der EU-Richtlinie 2016/2102 wurden auch die Verordnungen und Gesetze für die öffentliche Hand in Deutschland überarbeitet. Fristen und Kontrollmechanismen scheinen zum Teil zu wirken. Aber auch für Teile der Privatwirtschaft wird es durch den European Accessibility Act (EAA) ab 2025 eine Verpflichtung zu digitaler Barrierefreiheit geben. Fünf Jahre sind nicht viel Zeit. Erste Branchen, z.B. im Bereich Verlage und Bücher oder Banken, gehen das Thema konkret an.

 

Gesetze sind ein entscheidender Hebel. Wir erleben gleichzeitig auch ein stärkeres Bewusstsein für Inklusion und Diversität, die Unternehmen und Organisationen motiviert, alle Menschen einzubinden.

 

Wir arbeiten daran, dass Barrierefreiheit zum Mainstream wird.



Gemeinsam sind mindscreen und SEO Bavaria stolze Mitglieder der RHG (Rabbit Hole Group).  

 

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